Mindfullness
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Vom Wert des Einfach-nur-Seins

Ich telefoniere nach langer Zeit endlich mal wieder mit Jutta. Sie ist von Beruf Diplom-Pädagogin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Ich genieße es sehr, ihre Meinung und Perspektive zu hören. Wir philosophieren über das Dasein in der Welt, berichten, was uns aktuell bewegt. Gerade dreht sich unser Gespräch auch viel über die Ausnahmesituation, in der wir uns alle befinden. Wir beginnen uns darüber auszutauschen, wie wir uns gerade fühlen und wie wir Positives aus dieser Situation ziehen. Dabei kommen wir auch auf meinen letzten Blogartikel zum Thema “Mindfulness” zu sprechen.

In wenigen Augenblicken sind wir schon in der Thematik versunken. Wir diskutieren darüber, warum es uns im Alltag so schwer fällt, uns Zeit für die eigene Person einzuräumen.

Braucht es dafür wirklich erst ein Kontaktverbot und teilweise Isolation zu Hause?

Ein Problem erkennen wir beide darin, dass wir in der Gesellschaft normalerweise dauerhaft erreichbar sein müssen. Wir sind größtenteils  medial präsent, alles dreht sich um das Smartphone in unserer Hand oder sonstige Geräte, mit denen wir uns digital vernetzen. Natürlich sind wir gerade jetzt dankbar und froh, dass wir diese Möglichkeit der Kommunikation haben.  Und was wir stark vermissen, ist der reale Kontakt mit unseren Freunden und Lieben. Wir hinterfragen, ob wir uns dafür eigentlich im Alltag genug Zeit eingeräumt haben.

Der oft vernachlässigte Gegenspieler

Doch nicht nur das kam manchmal zu kurz, auch die einfachen, schlichten Dinge wie Müßiggang und Ruhezeiten haben in unseren Lebenswelten stetig an Wertigkeit verloren. Der Alltag erfordert normalerweise Bewegung und Anwesenheit in den unterschiedlichsten Themenwelten von uns.

Dabei ist es doch logisch, dass es immer einen Gegenspieler zu einem bestimmten Thema gibt, oder?

Es ist doch so, wenn ich zum Beispiel viel Sport getrieben habe, fordert der Körper eine Ruhezeit. Er möchte sich regenerieren, damit er in kurzer Zeit bereit ist, wieder in die nächste Bewegungseinheit einzusteigen.

Ich bin der Überzeugung, dass Langeweile erlebt werden darf, denn hieraus entsteht Kreativität. Das Eine ist mit dem Anderen verbunden, so wie Yin und Yang, Ebbe und Flut, Sonne und Mond, Wasser und Feuer.

Jutta sieht das ähnlich wie ich und versucht aus ihrem fachlichen Blickwinkel mögliche Gründe für die Dysbalance, in dem sich unser Leben oft befindet, zu erklären:

Sie sagt, dass die Werte, die uns in der Kindheit vermittelt werden, uns als Orientierung für unser ganzes Leben dienen. Wir lernen, dass Leistung und Produktivität wichtig sind. Im Alltag erleben wir auch, dass wir als Menschen daran gemessen werden. Unsere kreativen Leistungen hingegen werden in der Gesellschaft abgemildert und nicht als wichtig wahrgenommen. Aber, sie sagt, dass wir etwas dagegen tun können. Wir erlauben uns einfach selbst, kreative Elemente in den Alltag zu integrieren und uns bewusst Zeit dafür zu nehmen! Damit schaffen wir es auch den Gegenspieler zur Leistung aktiv zu leben.

Wir sind mehr wert als das, was wir leisten!

Doch auch nach Feierabend stehen normalerweise Verpflichtungen auf dem Plan. Der Haushalt wird gemacht, anschließend geht es ins Fitnessstudio. Am Wochenende fahren wir dann entweder noch mit dem Fahrrad oder joggen mal eben mehrere Kilometer.

All das ist Leistung!

Die Gesellschaft definiert Leistung als wertvoll!  Deswegen definieren wir uns auch häufig über unsere Leistung!

Allerdings vergessen wir oftmals auf uns selbst zu achten und für uns Sorge zu tragen. Achten wir nicht darauf, leisten wir automatisch weniger. Es hilft uns zu hinterfragen, was wir selber vorleben und unserer Familie und  Freunden vermitteln.

Jutta und ich stellen fest, dass es uns meistens sehr schwer fällt zu kommunizieren, wenn uns etwas schwerfällt. Es ist nicht einfach, die Maske fallen zu lassen und zu akzeptieren, dass perfekte Arbeit bzw. ein perfekter Haushalt gar nicht der Maßstab sein kann.

Wir haben uns gefragt, wie wir es schaffen können, uns selber Achtsamkeit und Zeit zu schenken. In der aktuellen Situation ist dies besonders wichtig, denn einige von uns haben plötzlich viel mehr Zeit und können gar nicht mehr so viel Leistung erbringen. Das kann ein Problem darstellen. Gleichzeitig bietet sie auch Chancen, um eigene Glaubensmuster und Verhaltensweisen zu hinterfragen und aktiv zu verändern!

Jutta und ich finden, dass es gerade jetzt wichtig ist, den eigenen Wert anzuerkennen und neu zu begreifen. Wir sind nicht weniger Wert, wenn wir irgendwo sitzen und nach draußen schauen, auch wenn wir dabei nicht aktiv sind!

Der Wert hierbei ist, nichts zu tun. Selber zur Ruhe kommen. Das ist ein anderes Denken! So kann Jeder daran arbeiten sich frei zu machen von diesem gesellschaftlichen Glaubenssatz: „Ich bin nur etwas Wert, wenn ich etwas leiste.“

Durch Entspannung in die Balance

Dafür braucht man jedoch erstmal ein anderen Mindset, damit Balance und Achtsamkeit gelebt werden können. Es ist wichtig, solche Glaubenssätze im eigenen Denken zu manifestieren wie z.B.:

„Ich bin ein wertvoller Mensch, wenn ich draußen auf meiner Terrasse sitze und die Sonne genieße!“

Ist dieser Schritt gelebt, dann tritt in solchen Momenten eine wunderbare Veränderung im Körper ein. Der Ruhenerv ist aktiv! Die Muskeln entspannen sich, der Cortisol Spiegel fährt runter.

Die Gedanken beruhigen sich und die Gegenwart wird in vollen Zügen genossen.

Das ist ein Zustand von Entspannung.

Jutta beendet unser Gespräch mit dem Gedanken, dass für viele Menschen sowohl Atemtechniken als auch Fantasiereisen ein Einstieg in die Thematik Entspannung sein können. Wir lernen einen schönen Moment zu genießen. Wir befreien uns, immer etwas leisten zu müssen und wir richten den Blick nach Innen. Wir lauschen was unser Körper braucht.

Eine Reise durch den Körper, die mit einer eingebungsvollen Stimme untermauert wird, nimmt uns mit in eine andere Welt. In dieser Welt sind die Fantasie und Vorstellungskraft von unermesslichem Reichtum geprägt.

Jutta wünscht sich, dass die Menschen offen und neugierig sind, neue Wege zu beschreiten. Sie regt an, sich Zeit zu schenken.

Möglicherweise bieten dir die Fantasiereisen auch einen Zugang zur Entspannung und dem Einfach-nur-sein. Gerade während der Schutzmaßnahmen gegen den Corona-Virus tut uns allen eine kleine Auszeit gut. Schenke dir ein paar Minuten und entschwebe in eine fantastische Welt, voller Zauber und Magie deines eigenen Seins!

Hier findest du eine kleine Auswahl der Fantasiegeschichten

Wir wünschen dir eine gute Zeit und bleib gesund.

be calm and relaxed

Jutta und Michaela

Auf einen Blick

Mehr Entspannungen im Alltag

Als erstes schaffe ich Bewusstsein für meine Werte.

Ich schenke mir ein Zeitfenster und erlebe dies mit meinen Sinnen.

Die Außenreize halte ich währenddessen niedrig.

Ich erlerne einen schönen Moment zu genießen.

© Michaela Schrandt-Reitz und Jutta Grossekemper, 2020/03